Die Volksrepublik China setzt auf digitales Zentralbankgeld und bekämpft klassische Kryptowährungen. Der erste Lauf erweist sich als erfolgreich.
Laut der Zentralbank der Volksrepublik, der People’s Bank of China (PBOC) hat die digitale Zentralbankwährung des Landes, der digitale Yuan (e-CNY) mittlerweile rund 261 Millionen Nutzer, die bislang bereits Transaktionen im Wert von 87,5 Milliarden Yuan (12,16 Milliarden Euro) damit umsetzten. Mehr als 8 Millionen Händler im Reich der Mitte akzeptieren Zahlungen mit der neuen digitalen Währung bereits.
Zou Lan, Leiter der Finanzmarktabteilung der People’s Bank of China, gab am Dienstag auf einer Pressekonferenz einen aktuellen Überblick über die digitale Währung der chinesischen Zentralbank (CBDC), den digitalen Yuan.
Die chinesische Zentralbank hat ihre digitale Währung, die auch als Digital Currency Electronic Payment (DCEP) bezeichnet wird, in den vergangenen zwei Jahren in verschiedenen Städten aktiv getestet. Auch hat die PBOC digitale Yuan im Rahmen von Lotterien verschenkt, damit die Einwohner sie ausgeben können.
Die App für die digitale Yuan-Brieftasche hat sich zu einer der am schnellsten wachsenden Apps in China entwickelt, gemessen an der Zahl der Downloads. Angesichts dessen, dass klassische Kryptowährungen und Krypto-Apps wie Bitcoin Loophole in China stark unter Druck gesetzt werden, ist diese Entwicklung nachvollziehbar.
Die App ist seit Anfang des Monats in den App-Stores für iOS und Android verfügbar. Allerdings können sich nur Nutzer in Pilotstädten und an den Austragungsorten der kommenden Olympischen Winterspiele anmelden und die digitalen Yuan in einem der 8 Millionen Geschäfte ausgeben, die e-CNY akzeptieren.
Zu den Testregionen für den digitalen Yuan gehören Shenzhen, Suzhou, Xiongan, Chengdu, Shanghai, Hainan, Changsha, Xian, Qingdao, Dalian und die Austragungsorte der diesjährigen Olympischen Winterspiele, die von Peking ausgerichtet werden.
Digitale Zentralbankwährungen wie der digitale Yuan sind bereits in mehreren Ländern in Entwicklung. In Europa sind es derzeit fünfzehn Staaten, die am sogenannten „D-Euro“ (also digitalen Euro) arbeiten, wobei vor allem Frankreich dabei federführend ist. Deutschland gilt diesbezüglich als skeptisch. Litauen hat mit LBCOIN bereits eine eigene staatliche Kryptowährung am Start und auch Spanien will eigene Wege gehen. Nur fünf Länder weltweit haben bereits eine digitale Zentralbankwährung aktiv laufen. Die karibischen Staaten St. Kitts und Nevis, Antigua und Barbuda, St. Lucia und Grenada nutzen DCash, in den Bahamas ist der „Sand Dollar“ bereits digital im Umlauf.
Während manche Kritiker monieren, dass dieses digitale Zentralbankgeld den Regierungen zu viel Kontrolle über die Menschen gebe, sehen wiederum andere darin eine Möglichkeit, die privaten Geschäftsbanken und die Giralgeldschöpfung zu umgehen. Der Umstand, dass die Zentralbanken theoretisch einfach die Guthaben einfrieren oder auf Knopfdruck entwerten könnten, gilt als problematisch. Insbesondere hätten die Regierungen von Ländern so die Möglichkeit, ihre Kritiker finanziell völlig auszutrocknen und so massivst unter Druck zu setzen.
Es gibt allerdings auch positive Stimmen, die im digitalen Zentralbankgeld die passable Möglichkeit sehen, ein sogenanntes „universelles Grundeinkommen“ umzusetzen. Die Notenbanken könnten jedem Bürger regelmäßig eine bestimmte Summe zur freien Verwendung gutschreiben – völlig unabhängig vom persönlichen Einkommen oder Vermögen des Einzelnen. Dies soll den Befürwortern zufolge auch bei der Bekämpfung von Armut und Kriminalität helfen. Dagegen wird jedoch von dessen Kritikern oftmals eingewendet, dass dies auch die allgemeine Inflation in die Höhe treiben könne, zumal die Geldmenge dadurch stark ausgeweitet würde. Allerdings ist es zumindest in der Volksrepublik China noch nicht so weit, dass die politische Führung so etwas umsetzen wollen würde.